Margarete Weidling-Roehse

Bildhauerin - Emailleurin | Galerie Feuerfarben - Berlin

Kunst am Bau

Auf der Seite KUNST@SH sind bislang vier Arbeiten von Margarete Weidling-Roehse im öffentlichen Raum Schleswig-Holsteins verzeichnet: https://sh-kunst/kuenstler/weidling-roehse-margarete/ .


Freiplastik im Innenhof der Volksschule Nobiskrug in Rendsburg, Nobiskrüger Allee, 1966

Für das Atrium des Schulneubaus plante die Stadt Rendsburg 1966 die Errichtung einer Freiplastik und führte dazu einen Wettbewerb durch. „Als Thema für die künstlerische Gestaltung soll einer alten Sage nach, die im benachbarten Nobiskruger Gehölz spielt, „Die Prinzessin unter dem Apfelbaum“ gewählt werden:


Margarete Weidling-Roehse erläuterte ihren Entwurf:

Das Preisgericht begründet die Entscheidung für diesen Entwurf folgendermaßen:

Im ganzen zeigt der Entwurf eine kompakte monumentale Verdichtung von horizontalen und vertikalen Konstrukturformen. Diese Auffassung kommt einheitlich sowohl im Sockel als auch in der Figur und in dem Baum zum Tragen. Die Figur selbst zeigt in einer gewissen archaischen Wirkung eine wuchtige Strenge … Der Baum stellt ein sehr knorriges zerklüftetes Gebilde dar, welches durchaus der alten Sage entgegenkommt und zugleich einen monumentalen Hintergrund zur Figur ergibt. Der Entwurf stellt eine ausgezeichnete künstlerische Leistung dar.

Die „Volksschule Nobiskrug“ wude am 11. Oktober 1966 eingeweiht:

Einladung zur Schuleinweihung mit Skizze der Freiplastik von Margarete Weidling-Roehse

Aus einem Zeitungsbericht über die Eröffnung: „Die einstimmige Meinung: Eine der schönsten Schulen, die Rendsburg je haben wird. Mittelpunkt der Anlage ist eine Bronzeplastik der Kieler Bildhauerin Weidling-Roehse, die die besagte Prinzessin unter dem Apfelbaum zeigt. Die Plastik hat ihren Standort im Innenhof der Schule.

1:1 Wachsmodell für den Bronzeguss im Atelier der Künstlerin


Brunnen für das Alten- und Pflegeheim Nortorf, 1968

Im Auftrag des Fürsorgezweckverbandes Nortorf-Land schuf Weidling-Roehse 1967/68 einen Brunnen mit Bronzeskulptur. Den Guss fertige die Modellfabrik Bömper in Herborn an.

Mit der reichen, ausgewogenen Gliederung der Skultur mit vielen rechteckigen Elementen auf mehreren Ebenen war dieser Brunnen ein schönes Beispielder Nachkriegsmoderne in Schleswig-Holstein. Er wurde um das Jahr 2000 nach Auskunft des Amtes Nortorfer Land – unter Missachtung urheberrechtlicher Bestimmungen – „verschrottet“. Eine Begründung für diesen Akt von Banausentum war im Nachhinein nicht erhältlich.

Brunnenanlage Alten- und Pflegeheim Nortorf


Brunnen für das Alten- und Pflegeheim Preetz, am Klostergarten, 1968

Brunnenanlage mit Gussstahlskulptur 1968

Der Kreis Plön beschloss 1967, für das im Bau befindliche Alten- und Pflegeheim in Preetz im Zusammenhang mit den Spazierwegen einen Brunnen in Verbindung mit einer Sitzgruppe aufzustellen. „Es wird .. vom Auslober der Vorschlag gemacht, nicht so sehr eine figürlich literarische Komposition zu wählen, sondern vielmehr das Fließen des Wassers in mehreren Ebenen darzustellen, um den alten Leuten eine Untermalung und Anregung für ihre Gespräche zu geben.“ (Zitat aus den Wettbewerbsunterlagen)

Erläuterung des Wetbewerbsentwurfs durch die Künstlerin 1967

Das Preisgericht entschied sich für den Vorschlag von Margarete Weidling-Roehse, eine Brunnenanlage mit einer aus Stahl gegossenen Plastik, die 1968 realisiert wurde.

Otto Vollert beschrieb die Arbeit im Schleswig-Holstein-Kalender 1975 des Wachholtz-Verlags: „Im Garten des Alten- und Pflegeheimes der Stadt Preetz steht in einem mit kleinen, losen Feldsteinen ausgelegten, rechteckigen Becken dieser Zierbrunnen der Kieler Bildhauerin M. Weidling-Roehse, ein eigenwilliges Werk moderner Kunst, dessen horizontale und vertikale gegeneinander versetzte Gußstahlplatten von durchgehenden Stahlrohren getragen werden, aus deren oberen Öffnungen das Wasser fließt, um von den waagerechten Platten spritzend in das Becken zu fließen. Die der umgegbenden Architektur angepaßte Form des geometrischen Gebildes ist ein Beispiel moderner, guter Bildhauerkunst. – Gerade Zierbrunnen, ob alt oder neuzeitlich, sind es, die Gärten und Plätzen einen besonderen Reiz verleihen. Sie werden gern wahrgenommen, verlocken zum Verweilen und Betrachten.

Die Gussstahlplastik – vermutlich gegossen in der Modellfabrik Bömper in Herborn – stand über viele Jahre ohne Wasserbecken an einem neuen Standort nahe der Klosterstraße. Nach Fertigstellung des Neubaus und der Außenanlagen wurde sie jetzt an einem neuen Standort wieder aufgestellt.

Brunnenskulptur vor dem Haus am Klostergarten in Preetz, Foto: Günther Schempp, November 2023


Brunnen für die Kreisberufsschule Plön, auf der Bieberhöhe, 1969

Für den Neubau der Kreisberufsschule, heute Berufsbildungszentrum Plön, wurde 1968 vom Kreis Plön ein Wettbewerb für eine Freiplastik ausgelobt.

Fotos O. Vollert

Margarete Weidling-Roehse erläuterte ihren Entwurf folgendermaßen:

Das Preisgericht empfahl die Realisierung des Entwurfs von Margarete Weidling-Roehse, mit folgenden Argumenten:

Das Preisgericht hat es als besonders erfreulich empfunden, dass der Verfasser sich mit dem Standort und der Umgebung auseinandersetzt. Die Folgerungen, die der Verfasser aus dieser Auseinandersetzung zieht, werden vom Preisgericht lobend anerkannt.

Die vielfach gegliederte Form erlaubt interessante Ein- und Durchblicke für den Betrachter, auch aus der Sicht von oben. Durch die starke räumliche Gliederung ergeben sich von verschiedenen Standorten immer neue interessante Eindrücke. Die Plastik erschließt sich erst von verschiedenen Standorten durch immer neue Formenzusammenhänge. Sie ist daher für den freien Standort im Innenhof hervorragend geeignet. Diese Wirkung wird nicht zuletzt durch das starke Wechselspiel von Licht – Farbe – Wasser hervorgerufen.

Das Preisgericht ist daher mit dem Verfasser der Auffassung, dass gerade diese Wirkung durch die Aufstellung der Plastik in einem Wasserbecken noch gesteigert werden sollte.

Das Preisgericht hat nicht die Sorge, dass die vom Verfasser gewählte ungegenständliche Darstellung auf allzugeringes Verständnis der infrage stehenden Betrachter – besonders der Schüler der Kreisberufsschule – stossen würde. Es ist im Gegenteil der Auffassung, dass gerade bei längerer und wiederholter Beschäftigung mit der Darstellung das Interesse – nicht zuletzt der jungen Menschen – sowohl an der Plastik selbst wie auch an guter zeitgenössischer Kunst geweckt wird.

Im Wachholtz Schleswig-Holstein-Kalender von 1971 kommentierte H. Be. (das Kürzel deutet auf Hartwig Beseler hin) den Brunnen folgendermaßen:

Die extrem zweckbezogene Architektur unserer Tage macht es den bildenden Künstlern schwer, sich in ihrem Bereich anzusiedeln. Das Wort von der Mutter der Künste scheint heute überholt. Ein liebenswerter Gegenbeweis wird im Hof der Kreisberufsschule in Plön geführt, wo die Bildhauerin M. Weidling-Roehse in die gepflasterte Hoffläche ein rechteckiges Wasserbecken einließ , aus dem einander axial zugeordnete Gußstahlplatten sich entwickeln, über die kleine Wasserfontänen züngeln. Aus der Spannung zwischen geometrischer Strenge und dem Spiel von Licht und Wasser erwächst eine ganz ungegenständliche Skulptur als sinnvolle Erfüllung des sie umfangenden Bauwerks.

Die Bronzeplastik wurde 2021 ohne Wasserbecken und Wasserspiele an einen prominenten Platz vor der Schule an der Heinrich-Rieper-Straße versetzt. Das Kunstwerk als solches wurde so erhalten, die Leichtigkeit des Schwebens über dem Wasser und die reizvollen Spiegelungen sind allerdings verloren gegangen.

Der Brunnen im Berufsbildungszentrum Plön 2016, Foto: Axel Böhm


Brunnen für den Schulhof der Grund- und Hauptschule Lensahn (Ostholstein), Sandkamp, 1973

Bei der Gestaltung dieses farbenfrohen Brunnens für die Gund- und Hauptschule Lensahn verwendete Margarete Weidling-Roehse erstmalig den Werkstoff (Industrie-)Email. Die roten und orangefarbigen Elemente wurden im Stanz- und Emaillierwerk Klimo und Borgartz, Hamburg, angefertigt. Der Sockel ist aus Kupfer.

In dem tristen Schulhof war die Brunnenskulptur ein lebhafter „Hingucker“.

Der Brunnen existiert nicht mehr. Ein Gerücht besagt, er sei demontiert worden, weil das Plätschern den Harndrang der Lehrkräfte in den umliegenden Klassenziimmern befördert hätte. Warum dann nicht wenigstens die farbigen Email-Elemente, ohne Wasserspiele auf einen Sockel gesetzt, erhalten wurden, bleibt eines der vielen Rätsel um den nachlässigen Umgang mit Kunst am Bau in Schleswig-Holstein. Es ist davon auszugehen, dass mit der Demontage das Urheberrecht verletzt wurde.

Dieses Foto von Otto Vollert versah die Künstlerin mit dem Kommentar: „Zeigt ganz gut die gesamte Situation und die Zuordnung zum Baukörper“.


Brunnen vor der Sporthalle in Kronshagen, Suchsdorfer Weg, 1974

Für den Eingangsbereich der Sporthalle entwarf Margarete Weidling-Roehse eine dreigliedrige Brunnenanlage mit Wasserspeiern aus Kupfer. Die Becken sind blaugrün gefliest. Die Bepflanzung im Umkreis der Anlage musste inzwischen offenbar öden Parkplätzen weichen.



Fußboden im Erdgeschoss der Kreisberufsschule Oldenburg, 1974

1973/74 erhielt die Kreisberufsschule in Oldenburg/Holstein am Kremsdorfer Weg einen Erweiterungsbau. Verantwortlich war das Oldenburger Architekturbüro Rolf Brügge. Für den Wettbewerb um die „Kunst am Bau“ reichte Margarete Weidling-Roehse im Herbst 1973 einen Entwurf für die farbliche Gestaltung des Erdgeschossfußbodens ein. Sie gewann den Wettbewerb und wurde von Kreis Ostholstein mit der Umsetzung beauftragt.

Im Juli 1974 lieferte das  Steinzeugröhrenwerk Paul Teeuwen, Gilrath (Krs. Heinsberg) 450 qm Keramik-Handformplatten, insgesamt 9.597 Stück, 24 Varianten, unterschiedlich in Form und Farbe mit einem Gesamtgewicht von 23.500 kg.

Die Verlegung führte die Firma Fliesen Evers aus Lütjenburg aus, eng begleitet von der Künstlerin. Am 12. September 1974, also nach nur zwei Monaten war der Fußboden fertig.

Mit dem Projekt blieb Weidling-Roehse ihrer Linie treu, Kunst nicht über den Dingen schweben zu lassen, sondern als gestalterisches Highlight mit dem (Schul-)Bau zu verbinden und dem „Kunstobjekt“ eine Funktion zuzuordnen. 

Dank der Witterungsbeständigkeit des Materials konnte der Fußboden an den Eingängen zum Schulgebäude in den Außenbereich hinausragen und so eine optische Brücke zwischen drinnen und draußen bilden. 

Nach fast 50 Jahren im Schulbetrieb ist der Boden immer noch in ausgezeichnetem Zustand. Er ist in dreifacher Hinsicht ein Beispiel für die Qualität des Materials: 

  • er ist ein Beleg für zeitgemäßen Einsatz eines sehr traditionsreichen und mit der norddeutschen Baukultur harmonierenden Materials – ein norddeutsches „Mosaik“, 
  • er zeigt die große Beständigkeit und damit auch Kostengünstigkeit des Materials – welcher Schulboden ist sonst nach 50 Jahren noch fast unverbraucht? Der Fußboden kostete seinerzeit pro qm einschließlich Entwurf, Bauleitung, Verlegung 133 DM, 
  • er zeigt, welche großen ästhetischen Möglichkeiten mit dem Einsatz des Materials verbunden sind, eine lebendige Farbigkeit in Verbindung mit einem Entwurf, der weit entfernt vom üblichen Schachbrettmuster mit Rundungen, Schwüngen und Rechtecken spielt. 

Fotos: Heike Albrecht 2021


Treppenturm im Innenhof des Biologiezentrums der Christian-Albrechts-Universiät Kiel, 1977

Treppenturm im Biologiezentrum der Christina-Albrechts-Universität Kiel, ca. 1984, Foto: Gerd v. Bassewitz
Treppenturm im Biologiezentrum der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Zustand nach Sanierung 2022

Im Ergebnis eines 1975 durchgeführten Wettbewerbs zur künstlerischen Ausgestaltung des Neubaus des Biologiezentrums der Christian-Albrecht-Universität Kiel konzipierte Weidling-Roehse an der massiven, dominanten Betonmauer des Treppenturms ein Relief aus 8 mm starken Kupfertafeln. Die nackte Betonmauer empfand sie als Herausforderung. Das Relief spielt mit Baumformen; die Wärme des Kupfertons lockert die farbliche Kühle des Innenhofs auf. Ursprünglich plante die Künstlerin, das „statuarisch strenge“ Relief durch aus den Rohren rinnendes Waser zu beleben, das in einem um den Turm geführten, gepflasterten Graben aufgefangen werden sollte.

Das Kupferrelief verwahrloste mangels Pflege über die Jahre zunehmend. Es ist dem Facility-Management der Universität dafür zu danken, dass es vor einigen Jahren sogfältig und gründlich saniert wurde.


Brunnen vor dem Alten- und Pflegeheim der Kieler Stadtmission e.V. in Heikendorf, Langer Rehm, 1985

Brunnen auf dem Gelände des Alten- und Pflegeheims Heikendorf

Diese Brunnenanlage wuchs aus dem Pflaster des Hofes heraus. Das Wasser floß aus 5 rechteckigen Kupferelementen zunächst auf eine massive Kupferscheibe, dann auf die herausgegehobene plane Brunnenschale. Diese war mit farbig lasierten Keramikplatten gefliest.

Der Brunnen wurde von Frau Dr. Barbara Engmann gestiftet.

Im Zuge von Privatisierung und Neubau der Einrichtung verschwand der Brunnen, unter Verletzung urheberrechtlicher Bestimmungen. In einem gekonnten Hütchenspiel unter Tatbeteiligung von Gemeindeverwaltung, Bauträger, Architekt und Abbruchfirma wurde die Verantwortung für die Demontage verschleiert.


Brunnen im Eingangsbereich des Paul-Flemming-Hauses in Kiel 1988

Der Brunnen im Eingangsbereich des Paul-Flemming-Hauses der Kieler Stadtmission wurde 1988 eingeweiht. Das Heim wechselte mehrfach den Eigentümer. Beim Abriss ca. 2015 wurde der Brunnen ohne Information geschweige denn Zustimmung der Inhaberinnen der Urheberrechte vernichtet.

Margarete Weidling-Roehse bei der Einweihung 1988

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