Margarete Weidling-Roehse

Bildhauerin - Emailleurin | Galerie Feuerfarben - Berlin

Thomas Nagel

Nach der Uraufführung meines ersten Multimedia-Programms, den „Stufen“, im Jahr 1981, hatte ich die ersten Ideen für ein weiteres Multimedia-Programm, in dem ich auf die musikalischen Erfahrungen, die ich bei der Realisierung meines Klang-Environments „Erster Merseburger Zauberspruch“ 1977 gemacht hatte, zurückgreifen wollte.

In diese Zeit der Vorbereitungen fallen auch die ersten Eindrücke, die ich von Katharinas Emaille-Bildplatten bekam, und mir wurden im Gedankenaustausch über unsere Arbeitsweisen und bei der Betrachtung ihrer Emaille-Bildplatten bestimmte Ähnlichkeiten und Verwandtschaften immer deutlicher. Dadurch wurden auch die Materialien zu dem neuen Programm konkreter und wuchsen schließlich zu „In meinem Garten Zeit…“ zusammen.

Durch dieses Zusammenwachsen erklärt sich auch in gewisser Weise der Titel dieses Projekts; allerdings gibt es auch noch eine Reihe von anderen Einflüssen, die zur Titelgebung beigetragen haben.

Katharina, so schien es mir, war es stets wichtig, auf den experimentellen Charakter ihrer Arbeitsweise hinzuweisen, der vor allem darin bestand, dass sich das genaue Ergebnis des Misch- und Brennvorgangs mit den Emaille-Substanzen nicht voraussehen ließ.

Ein weiteres Element der Unbestimmtheit lag auch in der Art und Weise, wie diese Bildplatten ausgestellt, beleuchtet und betrachtet werden, denn je nach den Lichtverhältnissen und vor allem je nach dem Blickwinkel, unter dem die Bildplatten betrachtet werden, erscheinen sie dem Betrachter anders.
Ein weiteres, drittes Element der Unbestimmtheit, das Katharina wichtig erschien, war die Offenheit bei der Deutung ihrer Arbeiten durch den Betrachter. Es gibt meines Wissens keine einzige Bildplatte, der sie einen Titel gegeben hat. So ist man als Betrachter ganz auf sich gestellt und in besonderem Maße frei für eine persönliche Deutung.

Alle drei Aspekte des Unbestimmten wurden für das Bild des „Garten Zeit“ bestimmend: so war es bei der Verwendung von Materialien (Musik, Texte und Bild-Platten) unterschiedlichster Herkunft nicht vorhersehbar, wie sie in der multimedialen Mischung zusammenwirken würden, bzw. ob sie durch die Wahrnehmung des Betrachters und Zuhörers als zusammenhängend erlebt werden würden. Das Kunstwerk „Garten“ ist in diesem Sinne unbestimmt und durch die Veränderlichkeit von Pflanzen und Objekten ein „Zeiten-Kunstwerk“, in dem der Betrachter zudem noch durch die Möglichkeit der Standort-Veränderung seine eigene zeitliche Deutungs-Weise verwirklichen kann.

Obwohl den Bild-Platten durch die Auswahl für das Multimedia-Programm und durch ihre Verwendung als Dias für die gelesenen Texte mit Katharinas Einverständnis einiges von ihrer Unbestimmtheit genommen wurde, waren sie für das gesamte Programm doch noch offen genug, da ein „Abstand“ zwischen Bild und Text, bzw. zwischen Bild und Musik grundsätzlich bestehen bleibt. Diese „Abstände“ als „Übergänge“ oder vielleicht besser als „Übergangs-Möglichkeiten“ wahrzunehmen, war die eigentliche ästhetische Herausforderung für den Hörer und Betrachter bei der Präsentation dieses Programms.

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